Körper und Psyche

Kurzinfo

Körper und Psyche sind untrennbar miteinander verbunden; darüber hat es in vielen Kulturen nie Zweifel gegeben. In Europa allerdings wurde von der Wissenschaft, die sich mit Beginn der Neuzeit entwickelte, die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche in Frage gestellt:

Detailinfo

Den Körper konnte man untersuchen, an die Psyche musste man glauben - das taten allenfalls Priester oder Philosophen. Wie konnte man da das Zusammenspiel beider beweisen?

Die Vorstellung von Körper und Psyche als zwei getrennte Seins-Bereiche des Menschen blieb bis in unser Jahrhundert erhalten, erst dann begann sich - nun durch moderne wissenschaftliche Forschung bestätigt - wieder die Meinung durchzusetzen, dass beide miteinander verbunden sind.

Die Psyche wirkt auf den Körper

Körperliche Krankheiten werden dann psychosomatisch genannt, wenn für ihr Verständnis und ihre Behandlung die Einb1eziehung psychischer Faktoren notwendig ist (Psyche = griechisch Seele; soma = griechisch Körper).
Zu den klassischen psychosomatischen Krankheiten zählt das (nichtallergische) Asthma bronchiale. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich die auch heute noch unterschiedliche Auffassung der medizinischen Richtungen:

Der Internist sieht im Asthma eine körperliche Krankheit, die entsprechend mit Medikamenten behandelt werden muss. Der psychosomatisch orientierte Arzt hingegen sieht im Asthma eine körperliche Krankheit mit psychischen Wurzeln, für ihn ist die Psychotherapie die Behandlung der Wahl. Wahrscheinlich haben beide recht: Man sollte den Körper und gleichzeitig die Psyche behandeln.

Ein anderes Beispiel: Angst kann sich in heftigen körperlichen Symptomen äußern. Tritt sie längere Zeit immer wieder auf, können Verdauungsstörungen entstehen, aber auch Schwindel, Schmerzen oder Ohrensausen - Störungen, deren Zusammenhang mit der Angst nicht ohne weiteres nachweisbar ist.

Jedes psychische Erleben kann sich im körperlichen Befinden niederschlagen. Zu körperlichen Störungen kommt es besonders dann, wenn Wünsche nicht geäußert und Konflikte nicht ausgetragen werden. Die Umwandlung von psychischen Konflikten in körperliche Symptome wird Konversionsstörung genannt. Typisch sind Beschwerden wie Lähmungen, Stimmverlust oder Blindheit, für die es keine körperliche Erklärung gibt.

Der Körper wirkt auf die Psyche

Jede körperliche Störung kann das psychische Befinden beeinträchtigen. Es gibt auch Krankheiten, die sich auf das Gehirn und damit direkt auf die Psyche auswirken: Viele Erkrankungen des Nervensystems, aber auch Infektionskrankheiten oder rheumatische Krankheiten führen zu psychischen Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und fehlendem Antrieb.

Die Suche nach der Ursache

Zum Können eines Arztes gehört es, festzustellen, ob eine körperliche Krankheit vorliegt, durch deren Behandlung auch die psychischen Symptome verschwinden, oder ob umgekehrt die Psyche krank ist und sich eine körperliche Störung entwickelt hat, die erst verschwindet, wenn die Psyche wieder gesund ist.

Bild von Ein guter Arzt kümmert sich auch um die Psyche.
Ein guter Arzt kümmert sich auch um die Psyche.